Seil, Strategie, Sicherheit: Christian Ambühl zeigt, was Klettern mit Taktiktraining verbindet

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Von der Felswand zur Führungskompetenz – Christian Ambühl über die Parallelen zwischen Höheneinsätzen und Teamdynamik.

Auf den ersten Blick haben Klettern und strategisches Denken wenig gemeinsam. Doch der erfahrene Sicherheitsexperte Christian Ambühl sieht genau in dieser Verbindung einen Schlüssel für erfolgreiche Teamarbeit. Als zertifizierter Instruktor für Seiltechnik und Absetzen ab Helikopter sowie ehemaliger Chef Einsatz Helikopter beim Grenzwachtkorps kennt er die besonderen Anforderungen von Höheneinsätzen aus erster Hand. Seine Erfahrungen aus Spezialeinheiten zeigen: Die Prinzipien, die bei Kletteroperationen Leben retten, lassen sich direkt auf Führungssituationen und Teamentwicklung übertragen. Was im Polizeieinsatz unter Extrembedingungen funktionieren muss, bietet wertvolle Erkenntnisse für Unternehmen und Organisationen.

Vertrauen, Kommunikation und präzise Planung – diese Faktoren entscheiden bei vertikalen Polizeieinsätzen über Erfolg oder Scheitern. Der Sicherheitsexperte Christian Ambühl hat in seiner Laufbahn unzählige Stunden am Seil verbracht, sei es bei Interventionen mit der Sondereinheit Stern der Stadtpolizei Bern, als Teamchef der Mobilen Einsatzkommandos beim Grenzwachtkorps oder bei der Ausbildung von Spezialkräften. Die Erkenntnisse aus diesen Extremsituationen gehen weit über den polizeilichen Kontext hinaus. Bereits in seiner Jugend in den Bündner Bergen sportlich geprägt, erkannte er früh die mentalen und taktischen Dimensionen des Kletterns. Heute nutzt er diese Erfahrungen nicht nur in seiner Funktion als Polizeichef, sondern auch als Impulsgeber für innovative Führungskonzepte. Denn die Herausforderungen am Seil spiegeln jene wider, denen Teams in Unternehmen täglich begegnen – nur unter verschärften Bedingungen.

Klettern im Polizeieinsatz: Wenn Höhe zur Herausforderung wird

Spezialfähigkeit mit strategischer Bedeutung

Seiltechnik gehört zum Standardrepertoire moderner Spezialeinheiten. Ob bei der Erstürmung von Gebäuden, der Bergung von Personen aus schwer zugänglichem Gelände oder dem Zugriff aus der Luft – die Fähigkeit, sich sicher und effizient in vertikaler Umgebung zu bewegen, ist unverzichtbar. Christian Ambühl aus der Schweiz absolvierte seine Ausbildung zum Instruktor für Seiltechnik und Absetzen ab Helikopter am Schweizerischen Polizei-Institut, einer der renommiertesten Einrichtungen für taktische Polizeiausbildung.

Die Anforderungen sind immens: Bei Einsätzen müssen Entscheidungen in Sekundenbruchteilen getroffen werden, während man in schwindelerregender Höhe am Seil hängt. Technisches Können allein reicht nicht – mentale Stärke, Teamkoordination und klare Kommunikation sind ebenso entscheidend. Jeder Handgriff muss sitzen, jedes Kommando muss verstanden werden, jedes Teammitglied muss sich auf die anderen verlassen können.

Von der Theorie zur Praxis: Ausbildung unter Realbedingungen

Die Ausbildung von Einsatzkräften in Seiltechnik folgt einem klaren Prinzip: vom Einfachen zum Komplexen, von der kontrollierten Umgebung zur realistischen Simulation. Christian Ambühl kennt beide Seiten – als Instruktor und als Einsatzkraft. Seine Erfahrungen reichen von Abseilübungen aus Helikoptern über Gebäudestürmungen bis hin zu Rettungseinsätzen in unwegsamem Gelände.

Was dabei besonders deutlich wird: Technisches Training ist nur die Grundlage. Die eigentliche Herausforderung liegt in der Bewältigung psychischer Belastungen. Höhenangst, Zeitdruck, unvorhersehbare Situationen – all das muss in der Ausbildung erlebt und bewältigt werden, damit es im Ernstfall nicht zum Problem wird.

Die Parallele zur Wirtschaft ist offensichtlich: Auch Führungskräfte und Teams müssen lernen, unter Stress zu performen, schnelle Entscheidungen zu treffen und dabei auf ihre Teammitglieder zu vertrauen.

Was Unternehmen vom Klettertraining lernen können

Vertrauen als fundamentale Basis

Am Seil ist Vertrauen keine abstrakte Führungstugend, sondern eine Überlebensfrage. Wer sich aus einem Helikopter abseilt oder an einer Felswand hängt, muss seinem Sicherungspartner bedingungslos vertrauen. Ein einziger Fehler kann tödlich sein. Diese Radikalität schafft eine Klarheit, die in Unternehmen oft fehlt.

Christian Ambühl betont in Gesprächen regelmäßig: Vertrauen entsteht nicht durch Appelle, sondern durch Erfahrung. Im Klettertraining wird dieses Vertrauen systematisch aufgebaut:

  • Gemeinsame Erlebnisse schaffen emotionale Verbindungen
  • Gegenseitige Abhängigkeit macht Zuverlässigkeit erlebbar
  • Erfolge im Team stärken das Selbstvertrauen jedes Einzelnen
  • Fehler werden sofort sichtbar und können gemeinsam analysiert werden
  • Nonverbale Kommunikation wird trainiert und verfeinert

Unternehmen, die Kletterelemente in ihre Teamentwicklung integrieren, profitieren von genau diesen Effekten. Die Herausforderung am Seil bricht hierarchische Strukturen auf und schafft Situationen, in denen jeder auf jeden angewiesen ist – unabhängig von Position oder Titel.

Kommunikation unter Extrembedingungen

Bei einem Höheneinsatz ist Kommunikation überlebenswichtig – und oft extrem schwierig. Helikopterlärm, Wind, Distanz, eingeschränkte Sicht: All das erschwert die Verständigung. Deshalb müssen Kommandos klar, präzise und eindeutig sein. Es gibt keinen Raum für Missverständnisse.

Der Sicherheitsexperte kennt diese Herausforderungen seit seiner Jugend. Als Leistungssportler im Biathlon und später als Mitglied verschiedener Spezialeinheiten hat Christian Ambühl gelernt: Effektive Kommunikation ist reduziert, präzise und situationsangemessen.

Für Unternehmen bedeutet dies:

  • Reduktion auf das Wesentliche – weniger ist oft mehr
  • Feedback-Schleifen einbauen, um Verständnis sicherzustellen
  • Nonverbale Signale bewusst einsetzen und lesen lernen
  • In Krisensituationen auf vorher vereinbarte Kommunikationsprotokolle zurückgreifen
  • Hierarchien bei der Kommunikation abbauen – die beste Information zählt, nicht die höchste Position

Risikomanagement und Fehlerkultur

Klettern bedeutet Risikomanagement in Reinform. Jeder Schritt, jeder Griff, jede Entscheidung muss abgewogen werden. Gleichzeitig ist absolute Sicherheit eine Illusion – es geht darum, Risiken zu minimieren und kalkuliert einzugehen.

Der erfahrene Polizeichef hat im Laufe seiner Karriere unzählige Einsätze geplant und durchgeführt. Sein Ansatz: Gründliche Vorbereitung, realistische Einschätzung und die Bereitschaft, Pläne anzupassen, wenn die Situation es erfordert. Perfektion ist nicht das Ziel – kontrollierte Anpassungsfähigkeit ist es. Diese Haltung prägt auch die Führungsphilosophie von Christian Ambühl. Fehler sind unvermeidlich und müssen als Lernchance begriffen werden. Entscheidend ist, dass sie analysiert, besprochen und in Zukunft vermieden werden. Eine Kultur der Schuldzuweisung verhindert Lernen und Innovation.

Die mentale Dimension: Grenzen erkennen und überwinden

Komfortzone verlassen – kontrolliert und sicher

Wer das erste Mal an einem Seil in die Tiefe steigt, überwindet eine fundamentale Hemmschwelle. Der Verstand weiß: Das Seil hält, die Sicherung funktioniert, die Technik ist erprobt. Trotzdem rebelliert der Körper gegen den Schritt ins Leere. Genau diese Erfahrung macht Klettertraining so wertvoll.

Christian Ambühl setzt in Workshops und Trainings bewusst auf solche Grenzerfahrungen. Nicht um Menschen zu überfordern, sondern um ihnen zu zeigen: Die eigenen Grenzen liegen oft weiter, als man denkt. Und: Mit der richtigen Vorbereitung, Unterstützung und Technik lassen sich scheinbar unmögliche Herausforderungen bewältigen.

Für Führungskräfte und Teams bedeutet dies:

  • Neue Perspektiven entstehen außerhalb der Komfortzone
  • Selbstwirksamkeit wird durch Grenzerfahrungen gestärkt
  • Gegenseitige Unterstützung wird erlebbar und wertgeschätzt
  • Ängste verlieren ihre Macht, wenn sie konfrontiert werden
  • Erfolge nach überwundenen Herausforderungen schweißen zusammen

Fokus und Konzentration in der Vertikalen

Am Seil gibt es keine Ablenkung. Smartphone, E-Mails, Meetings – all das spielt keine Rolle, wenn man in 30 Metern Höhe den nächsten Griff suchen muss. Diese Form von Fokus ist selten geworden in einer Welt permanenter Unterbrechungen.

Die Fähigkeit, sich vollständig auf eine Aufgabe zu konzentrieren, im Moment zu sein und Störfaktoren auszublenden, ist eine zentrale Führungskompetenz. Klettern trainiert genau diese Fähigkeit auf natürliche Weise. Der Berg oder die Wand fordert absolute Präsenz – alles andere kann warten.

Christian Ambühl: Vom Bergsportler zum Sicherheitsexperten

Sportliche Prägung und taktische Expertise

Die Verbindung zwischen Sport und Sicherheitsarbeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Biografie des heutigen Polizeichefs. Geboren und aufgewachsen in Davos, gehörte die Bewegung in den Bergen von Kindesbeinen an zu seinem Leben. Als Mitglied der Schweizer Biathlon-Nationalmannschaft lernte Christian Ambühl Disziplin, Präzision und mentale Stärke unter Wettkampfbedingungen.

Diese Eigenschaften bildeten die Grundlage für seine spätere Laufbahn bei verschiedenen Spezialeinheiten. Von der Sondereinheit Stern der Stadtpolizei Bern über das Mobile Einsatzkommando des Grenzwachtkorps bis hin zu internationalen Personenschutzeinsätzen – stets waren es die Kombination aus körperlicher Leistungsfähigkeit, taktischem Verständnis und mentaler Stärke, die den Unterschied machten.

Ausbildung und Weitergabe von Wissen

Die zahlreichen Instruktoren-Zertifizierungen spiegeln eine klare Überzeugung: Wissen muss weitergegeben werden. Christian Ambühl bildete nicht nur Polizeikräfte aus, sondern auch Justizvollzugsmitarbeiter in der JVA Witzwil, wo er als Abteilungsleiter Sicherheit und Kommunikation tätig war. Sein Trainingshandbuch für Grundlagen der Sicherheit wurde von anderen Einrichtungen übernommen – ein Beleg für die Qualität seiner didaktischen Arbeit.

Heute, als Polizeichef und Geschäftsführer, fließen all diese Erfahrungen in eine moderne, bürgernahe Sicherheitsphilosophie ein. Die Prinzipien, die am Seil Leben retten – Vorbereitung, Teamwork, klare Kommunikation – prägen auch die tägliche Polizeiarbeit im Zweckverband der Gemeinden Rümlang, Oberglatt, Niederhasli und Niederglatt.

Praktische Anwendung: Klettern als Teamentwicklungsinstrument

Unternehmen, die Kletterelemente in ihre Entwicklungsprogramme integrieren möchten, sollten folgende Aspekte beachten:

Professionelle Begleitung ist essentiell:

  • Zertifizierte Instruktoren mit Erfahrung in Gruppendynamik
  • Sichere Infrastruktur und professionelles Equipment
  • Anpassung an die körperlichen Voraussetzungen der Teilnehmer
  • Psychologische Begleitung bei Ängsten oder Blockaden

Klare Zielsetzung definieren:

  • Vertrauensbildung im Team
  • Kommunikationsfähigkeiten verbessern
  • Führungsverhalten unter Stress erleben
  • Individuelle Grenzen erkennen und erweitern

Reflexion und Transfer sicherstellen:

  • Erlebtes gemeinsam auswerten und besprechen
  • Parallelen zum Arbeitsalltag herausarbeiten
  • Konkrete Verhaltensänderungen ableiten
  • Nachhaltige Effekte durch Follow-up sichern

Die Erfahrungen von Christian Ambühl aus der Schweiz zeigen: Erlebnisorientierte Trainings müssen professionell begleitet werden, um nachhaltige Wirkung zu entfalten. Nur dann werden aus kurzen Momenten der Grenzerfahrung langfristige Verhaltensänderungen.

Führung unter Druck: Lektionen aus der Praxis

Entscheidungen in Sekundenbruchteilen

Bei Höheneinsätzen bleibt keine Zeit für lange Überlegungen. Die Situation ändert sich ständig, neue Informationen kommen hinzu, Risiken müssen neu bewertet werden. Führungskräfte müssen in der Lage sein, auf Basis unvollständiger Informationen Entscheidungen zu treffen – und zu diesen zu stehen.

Christian Ambühl hat diese Fähigkeit in zahllosen Einsätzen trainiert und verfeinert. Seine Erkenntnis: Gute Entscheidungen unter Druck basieren auf drei Faktoren – fundierter Ausbildung, echter Erfahrung und dem Vertrauen in das eigene Team. Wer auf diese drei Säulen bauen kann, trifft auch in kritischen Momenten richtige Entscheidungen.

Delegation und Verantwortung

In der Vertikalen ist jedes Teammitglied auf sich gestellt und gleichzeitig Teil eines größeren Ganzen. Klare Rollenverteilung ist unverzichtbar: Wer sichert, wer klettert, wer kommuniziert nach außen, wer beobachtet die Gesamtsituation. Mikromanagement ist unmöglich – und würde das Team gefährden.

Diese Erkenntnis prägt die Führungsphilosophie bei der Polizei RONN. Christian Ambühl setzt auf klare Zuständigkeiten, eigenverantwortliches Handeln und das Vertrauen in die Kompetenz seiner Mitarbeiter. Kontrolle entsteht durch Transparenz und Kommunikation, nicht durch Misstrauen.

 

Höhe schafft Klarheit

Die Erkenntnisse von Christian Ambühl aus jahrzehntelanger Erfahrung in Spezialeinheiten und Führungspositionen sind eindeutig: Klettern ist weit mehr als Sport oder Einsatztechnik. Es ist ein Trainingsfeld für fundamentale Führungs- und Teamkompetenzen.

Vertrauen entsteht nicht durch Teambuilding-Spiele im Konferenzraum, sondern durch echte Abhängigkeit und gemeisterte Herausforderungen. Kommunikation wird präzise, wenn Fehler Konsequenzen haben. Fokus entsteht, wenn Ablenkung keine Option ist. Und Führung zeigt sich, wenn Entscheidungen unter Druck getroffen werden müssen.

Für Unternehmen bedeutet dies: Investitionen in erlebnisorientierte Teamentwicklung mit Elementen aus dem Höhentraining zahlen sich aus – nicht als Event, sondern als nachhaltige Entwicklungsmaßnahme. Die Prinzipien, die Christian Ambühl in Ronn und in Spezialeinheiten anwendet, lassen sich adaptieren und liefern wertvolle Impulse für moderne Führung.

Ob am Seil, im Einsatz oder im Führungsalltag – die Grundlagen bleiben dieselben: Vorbereitung, Vertrauen, Kommunikation und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Diese Kombination macht den Unterschied zwischen mittelmäßigen und herausragenden Teams. Christian Ambühl beweist seit Jahren: Wer die Lektionen der Vertikalen versteht, führt auch am Boden erfolgreicher.